Così fan tutte

von Wolfgang Amadeus Mozart
Opera buffa in zwei Akten
Libretto von Lorenzo da Ponte
in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
„Das Ideal lebenslanger Monogamie ist ein relativ junges Konzept in der Menschheitsgeschichte … Ein Teil dieses Mythos ist der Glaube, dass man, wenn man wirklich verliebt ist, automatisch alles Interesse an Anderen verliert“, klären die Autorinnen eines aktuellen Polyamorie-Ratgebers mit dem verwegenen Titel The ethical Slut auf. Weniger praktisch gedacht aber beunruhigender in ihrer Ambivalenz ist die Lektion, die zwei junge Paare in Mozarts Verwechslungsspiel erfahren: große Gefühle fühlen sich immer echt an, beim „richtigen“ wie beim „falschen“ Partner. Eingefädelt vom abgeklärten Philosophen Alfonso (Georg Nigl) und der lebenserfahrenen Despina (Catriona Smith) sorgt dieser Partnertausch abwechselnd für Desillusionierung und Verzauberung.
Ort
Opernhaus
Dauer
I. Akt: ca. 1 h 30 min
Pause: ca. 30 min
II. Akt: ca. 1 h 35 min
Uraufführung 1790 in Wien

Premiere dieser Produktion
2015
Altersempfehlung
ab Klasse 9
Handlung
ERSTER AKT
Ein Haus in der Nähe von Neapel. Die beiden jüngeren Paare Fiordiligi und Guglielmo sowie Dorabella und Ferrando streiten mit dem älteren Paar Don Alfonso und Despina seit einiger Zeit über die Möglichkeit und Unmöglichkeit von Liebe und Treue. Trotz der bereits gesammelten Erfahrungen sind Ferrando und Guglielmo von der Beständigkeit ihrer beiden Verlobten überzeugt. Mit einer Wette auf die Treue ihrer Partnerinnen fordern sie Don Alfonso heraus: Er will ihnen binnen eines Tages endgültig beweisen, dass Frauen nicht treu sein können. Die jungen Paare willigen ein, für 24 Stunden alles zu machen, was Alfonso von ihnen verlangt. Alfonso inszeniert eine Abschiedssituation: die beiden Männer spielen, dass sie in den Krieg zögen. Die Paare durchleben den Abschiedsschmerz. Unter Treueschwüren reisen die Männer ab. Alfonso und die beiden Frauen wünschen Ihnen eine sichere Überfahrt.

Despina schimpft über Ihr Dasein als dienende Frau. Dorabella hat das Gefühl, sie müsse vor Kummer sterben. Dass die Männer fort seien, betrachtet Despina als Vorteil: die Männer liebten in den Frauen nur das Vergnügen, daher sollten auch diese sich vergnügen. Mit einem Geldgeschenk bewegt Alfonso Despina dazu, in seiner Inszenierung für die jungen Paare mitzuwirken.

Ferrando und Guglielmo kehren verkleidet zurück und Alfonso führt sie als albanische Freunde ein. Die Damen mokieren sich über die Verkleidung der jungen Männer und möchten sie aus dem Haus werfen lassen. Als Fremde machen die jungen Männer ihren Bräuten den Hof – zunächst vergeblich: Fiordiligi vergleicht ihre Treue mit einem Felsen. Mit einer Zurschaustellung ihrer Männlichkeit versuchen Guglielmo und Ferrando, die Damen für sich einzunehmen. Als diese darauf nicht eingehen, zeigen sich Ferrando und Guglielmo gegenüber Alfonso siegessicher.

Mit Hilfe Despinas ersinnt Alfonso eine neue List: Die jungen Männer spielen, sie hätten sich aus Liebeskummer vergiftet. Als Arzt verkleidet, erweckt Despina sie wieder zum Leben. Im Spiel nähern sich Dorabella und Fiordiligi den beiden „Vergifteten“ an, bis diese einen Kuss fordern, den sie zornig zurückweisen.
ZWEITER AKT
Despina wundert sich über das prüde Verhalten der beiden Mädchen. Sie rät ihnen, die Liebe „en bagatelle“ zu nehmen und lehrt sie ihre Kunst der Verführung. Dorabella ermutigt ihre Schwester Fiordiligi, Despinas Rat zu folgen. Sie entscheiden sich, auf die Avancen der verkleideten Männer einzugehen. Dorabella wählt „den Braunen“ und Fiordiligi „den Blonden“.

Alfonso leitet die Männer an, sich mit den Damen zu versöhnen: Mit Blumen und reuigen Worten gelingt ihm selbst erfolgreich die Versöhnung mit Despina. Ferrando zieht sich mit Fiordiligi zurück. Guglielmo täuscht erneut einen Schwächeanfall vor: Dorabellas liebende Augen hätten ihn vergiftet. Er will ihr sein Herz schenken – und entwendet ihr im Gegenzug ein Medaillon mit Ferrandos Porträt. Fiordiligi kann sich Ferrandos Annäherungsversuchen noch einmal entwinden. Sie ringt mit ihren Gefühlen und bittet ihren Geliebten um Entschuldigung. Ferrando wähnt sich nun erneut mit Guglielmo als Wettsieger über Don Alfonso: da offenbart sein Freund ihm, dass er von Dorabella Ferrandos Liebespfand erobert habe. Guglielmo schmäht die Frauen für ihre Wechselhaftigkeit. Ferrando fühlt sich von allen verraten.

Alfonso fordert die beiden Männer auf, das Spiel bis zum vereinbarten Zeitpunkt fort zu setzen. Despina ermutigt die Frauen, ihren Gefühlen zu trauen und weiter mit zu spielen: Dorabella möchte Amor gehorchen; Fiordiligi kämpft gegen ihre Gefühle an. Guglielmo wird nun seinerseits Zeuge eines amourösen Dialogs zwischen Fiordiligi und Ferrando. Alfonso tröstet die jungen Paare mit seiner zynischen Moral, dass alle Frauen es so machten.

Despina schlägt vor, das Spiel nun durch eine Hochzeitszeremonie zu beenden, sie selbst gibt den Notar. Unter Segenswünschen trinken die jungen Liebenden auf die Schönheit und auf das Vergessen. Nachdem der Ehevertrag unterzeichnet ist, kündigt Don Alfonso die Rückkehr der abgereisten Verlobten an. Nachdem unter heftigen gegenseitigen Schuldzuweisungen alle Masken gelüftet sind, stimmen alle das Lob der Vernunft an.
„Was jetzt in Stuttgart mit dem klein besetzten, ausgezeichneten Staatsorchester zu erleben ist: tiefes Verständnis der Partitur wie Furor, ein mitreißendes Musikdrama.“

„Ovationen im Opernhaus.“

„Von Mozart durchgeschüttelt“ von Jürgen Kanold
Südwest Presse Ulm
02.06.2015
„Die Schauspieler aus den Sängern herausgekitzelt zu haben dürfte ein Verdienst des Regisseurs sein: Auch eine klare Personenführung und eine detaillierte Personenzeichnung sind Qualitäten von Yannis Houvardas‘ Inszenierung. Zu etwas ganz Besonderem wird diese ‚Così fan tutte‘ aber vor allem dadurch, dass sie lange und immer wieder in der Schwebe bleibt.“

„Die Liebe ist ein seltsames Spiel“ von Susanne Benda
Stuttgarter Nachrichten
02.06.2015
„Regisseur Yannis Houvardas (lässt) Mozarts Oper ‚Così fan tutte‘ ebenso witzig wie hintergründig ablaufen. Denn der aus Griechenland stammende, international tätige Theatermann hinterfragt die gängigen Klischees, die dem Sänger-Darsteller-Sextett so anhaften.“

„Alles noch im Griff in den 50er Jahren“ von Eckhard Britsch
Mannheimer Morgen
02.06.2015