Don Pasquale

von Gaetano Donizetti
Komische Oper in drei Akten
Libretto von Giovanni Ruffini
und dem Komponisten
in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Über das Missgeschick anderer zu lachen, ist mindestens so vergnüglich wie menschlich. Der ältere, gutsituierte Herr, der durch die Heirat einer jungen Schönen noch einmal seine Jugend träume leben will und dann über die Lächerlichkeit dieses Wunsches belehrt wird, ist als Ursache des Lachens Komödienstandard. Doch bleibt einem in Wieler/Morabitos Deutung von Donizettis Komischer Oper das Lachen im Halse stecken – nicht, weil es nicht urkomisch wäre, wie die junge Gattin das gediegene Leben des Alten durcheinander wirbelt, sondern weil Don Pasquale von Norina, Malatesta und seinem eigenen Neffen mit dieser Scheinehe auf erschreckend mitleidlose Weise ausgenommen wird.
Ort
Opernhaus
Dauer
I./II. Akt: ca. 1 h 20 min
Pause: ca. 30 min
III. Akt: ca. 40 min
Uraufführung
1843 in Paris

Premiere dieser Produktion
2018
Altersempfehlung
ab Klasse 8
Das Stück in Kürze
Der altgewordene Junggeselle Don Pasquale, ein reicher Unternehmer, hat einen einzigen Verwandten –seinen Neffen Ernesto. Mit seinen Versuchen, ihn vorteilhaft zu verheiraten, stößt Pasquale auf Granit: Da der störrische Neffe nicht bereit ist, auf seine Liebesheirat mit Norina zu verzichten, wird er kurzerhand enterbt. Um die Kontrolle über sein Vermögen nicht zu verlieren, will Don Pasquale nun selber heiraten. Malatesta, der Arzt seines Vertrauens, findet schnell die geeignete Braut: seine angebliche Schwester, die Klosterschülerin Sofronia –  in Wirklichkeit keine andere als Norina. Sie verdreht Pasquale im Handumdrehen den Kopf. Doch die verführerische Unschuld entpuppt sich nach der Hochzeit als amüsierwütige Megäre, die in seinem Haus ein Terrorregime errichtet…
Handlung
Der zwanzig Jahre alte Pasqualino lernt Nina kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Doch Pasqualinos Vater, ein reicher Unternehmer, droht, ihn zu enterben, wenn er sich nicht von Nina trennt. Pasqualino entscheidet sich für ein Leben im Dienst der Firma.
 
1. Teil
 
Fünfzig Jahre sind vergangen. Aus Pasqualino ist Don Pasquale geworden. Das Familienerbe konnte er bedeutend vermehren. Er ist unverheiratet geblieben. Einziger noch lebender Verwandter ist sein Neffe Ernesto. Dieser entzieht sich allen Versuchen Pasquales, ihn zum Juniorchef aufzubauen. Pasquale konnte für Ernesto sogar eine schwerreiche Erbin als Ehefrau gewinnen. Als Ernesto diese Heirat aus Liebe zu einer mittellosen Witwe, einer gewissen Norina, ablehnt, wird er von seinem Onkel enterbt und verstoßen. Vergeblich versucht Ernesto, seine Entscheidung rückgängig zu machen: Wenn er Norina kein Leben in Luxus bieten kann, würde er doch lieber auf sie verzichten! Sein Onkel bleibt hart. Ernesto will Europa verlassen und sich in der Fremde eine neue Identität aufbauen.
 
Um sicherzustellen, dass sein Vermögen niemals in die Hände seines verschwenderischen Neffen gerät, hat Don Pasquale entschieden, selbst zu heiraten und leibliche Erben zu zeugen. Unterstützt wird er dabei von Doktor Malatesta, der einzigen Person, die sein Vertrauen genießt. Malatesta hat versprochen, eine Braut nach Pasquales Vorstellungen ausfindig zu machen und preist schließlich seine eigene Schwester an, die Klosterschülerin Sofronia. Diese sei unerfahren und gefügig genug, um keine eigenen Ansprüche an das Eheleben zu stellen. Don Pasquale ist entzückt. Was er nicht ahnt: Malatesta ist gar kein Doktor und verfolgt ganz andere Interessen. Die angebliche Sofronia ist nicht seine Schwester, sondern seine Komplizin Norina. Norina hatte sich bereits einen reichen jungen Mann geangelt: Ernesto, dem sie vorgaukelte, verwitwet zu sein. Als sie von Malatesta erfährt, dass Ernesto enterbt wurde, ist sie schnell bereit, die ihr von Malatesta zugedachte Rolle der Klosterschülerin Sofronia zu übernehmen und mit Pasquale eine Scheinehe einzugehen. Mit von der Partie ist Malatestas Cousin Carlotto, der die Rolle des Notars spielen wird. Malatesta führt Sofronia bei Pasquale ein. Das völlig verschreckte Mädchen ist ganz nach Pasquales Geschmack. Der von Malatesta mitgebrachte Notar (alias Carlotto) setzt den Heiratsvertrag auf. Doch es fehlt ein zweiter Trauzeuge. Da verschafft sich der verstoßene Ernesto völlig überraschend Zutritt. Verdutzt erkennt er in Sofronia Norina, wird aber von Malatesta mit sanfter Gewalt genötigt, als zweiter Trauzeuge zu firmieren. Damit ist die Ehe zwischen Pasquale und Sofronia scheinbar rechtsgültig.
 
Ab jetzt übernimmt Sofronia das Kommando. Als Pasquale sein Kontrollverlust und seine Demütigungen allmählich bewusst werden, ist es bereits zu spät. Mit ihrer Willensstärke und Erotik erzwingt Sofronia seinen absoluten Gehorsam.

Pause
2. Teil
 
Sofronia-Norina hat ihre, Malatestas und Carlottos Sippe in Pasquales Haus geholt. Als Don Pasquale von seiner Ehefrau Zärtlichkeit erzwingen will, versetzt sie ihm eine Ohrfeige. Pasquale spürt, dass er sich aus eigener Kraft nicht aus seiner Hörigkeit wird befreien können. Sofronia überträgt ihm ihre Familienpflichten, um selber ausgehen zu können. Nachdem sie das Haus verlassen hat, fällt Pasquale ihre heimliche Verabredung zu einem nächtlichen Rendezvous in die Hände. Nun ist er zur Scheidung entschlossen. Er vertraut sich seinem vermeintlichen Schwager Doktor Malatesta an : Er will die Ehebrecherin mit ihrem Geliebten im Garten verhaften lassen. Malatesta rät entschieden davon ab, die Polizei einzuschalten, die Rufschädigung durch einen solchen Skandal sei für Pasquale und ihn selbst zu groß. Doch Pasquale ist nicht davon abzubringen. Erst als Malatesta vorschlägt, zur Selbstjustiz zu greifen, lässt Pasquale sich umstimmen.
 
Im völlig aufgewühlten Pasquale brechen verschüttete Erinnerungen auf. Er kann sich auch wieder an den Namen der jungen Frau erinnern, in die er sich vor fünfzig Jahren so rettungslos verliebt hatte: Nina. Das Liebesgeflüster Sofronias und ihres Liebhabers reißt ihn in die Gegenwart zurück. Er versucht, seine Frau in flagranti zu stellen, doch der Liebhaber kann entwischen und Sofronia streitet alles ab. Malatesta versucht, Pasquale dazu zu überreden, seinen Neffen als Universalerben einzusetzen und ihm die Ehe mit Norina zu gestatten. Nur diese abgebrühte Witwe sei fähig, Sofronia zuverlässig in die Schranken zu weisen und aus dem Haus zu treiben. In seiner Verzweiflung willigt Pasquale ein. Die Masken können fallen: Sofronia und Norina sind ein und dieselbe Frau.
„Die große Akribie und Präzision, mit denen Wieler und Morabito das Personal definieren, spiegelt ganz exzellent das Staatsorchester [...]: Viele rhythmische Figuren wirken so konturscharf, als seien sie gemeißelt, man hört exzellente solistische Passagen (Cello, Trompete), und auf oft geradezu zauberhafte Weise vermählt der italienische Dirigent Motorik und Melodie.“

„Schluss mit lustig“ von Susanne Benda
Stuttgarter Nachrichten
27.03.2018
„Liebenswürdig und trickreich inszeniert.“

Über Enzo Capuano: „eine Idealbesetzung“

Wieler und Morabito, als Duo gerne doppelbödig denkend, [spielen] mit der Historie des Stücks.

„Magical Mystery Tour“ von Mirko Weber
Stuttgarter Zeitung
27.03.2018
„Mehr Mitleid, mehr Tragikomödie war mutmaßlich noch nie bei Donizettis Opus, das hier eine Shakespeare-hafte Weitung erfährt.“

„Wie Enzo Capuano seine Finger präzise unterspielt, wie er in der kleinen Geste eine Geschichte erzählt, wie er Mini-Pointen platziert, auch vokal nie draufdrückt, dabei einen soignierten Herrn schildert, der lange am Abgrund der Fassungslosigkeit bleibt, um dann doch hineinzustürzen, ist große Singschauspielkunst. Enzo Capuano und Wieler/Morabito finden im symbiotischen Zusammenwirken zu einer Charakterstudie, die vieles ist: subtil, mit delikatem Humor und vor allem glaubwürdig.“

„Donizettis Buffa hätte ein Rausschmeißer sein können. Wer das erwartete, hat das Genre nicht verstanden: Dank Stuttgart bewegen sich die Belcanto-Meister auf den Höhen von Mozarts Menschenkunst.“

„Seine letzte Chance“ von Markus Thiel
Münchner Merkur
27.03.2018
„Makellos die Stuttgarter Solo-Trompete.“

„Don Pasquale lacht nicht mit“ von Judith von Sternburg
Frankfurter Rundschau
27.03.2018
Über den Animationsfilm der Agentur Seufz: „[…] diese Ouvertüre mit einem trickigen „Was – vielleicht – bisher geschah“: ein fabelhafter Einstieg.“

„Das Staatsorchester [...] bietet zu all dem in bester Spiellaune den je nachdem rasanten bis sangseligen, oft hinreißend doppelbödigen Soundtrack.“

Über die Inszenierung: „Kurzum, ein Kunststück. Intendant Jossi Wieler und Sergio Morabito zaubern an der Oper Stuttgart aus einer scheinbar altbackenen Komödie auf intelligente Weise jede Menge zündende, makabre und berührende Momente heraus.“

„Hippiebunter Traum von Liebe“ von Otto Paul Burkhardt
Südwest Presse
27.03.2018
„Ein wunderbarer Animationsfilm des Studios Seufz zeigt zur Ouvertüre Don Pasquales Flower-Power-Jugend (als heutiger 70-Jähriger gehört er zur 68er-Generation), bestens abgestimmt auf die Dramaturgie und die Slapstick-Qualitäten von Donizettis hoch inspirierter Musik.“

Über Enzo Capuano: „In souveräner Kenntlichkeit spielt er den Firmenboss, der jederzeit Bella Figura macht, wenn er Geschäftspartner an die Wand klatscht, am eigenen Gefühlshaushalt aber scheitert. Und er singt mit unglaublich eloquentem, beweglichem Bass: eine Idealbesetzung.“

„Riesiger Applaus am Ende, vor allem für Sängerinnen, Sänger und Inszenierung.“

„Bitter und böse, brisant und brillant“ von Martin Mezger
Esslinger Zeitung
27.03.2018
Jossi Wieler und Sergio Morabito haben Donizettis zündende Opera buffa, die auf einem schon seit der Antike beliebten Komödienstoff basiert, scharfsinnig aufgemöbelt.“

„Bekifft ins Unvermeindliche“ von Dietholf Zerweck
Ludwigsburger Kreiszeitung
27.03.2018
„Das Staatsorchester Stuttgart sprüht [...] vor Begeisterung und Energie.“

„Der Staatsopernchor [...] glänzt sängerisch wie beschwingt schauspielernd auf allerhöchstem Niveau.“

„Die Regie und die Dramaturgie von Jossi Wieler und Sergio Morabito folgt minutiös der musikalischen Vorlage, schafft überzeugende, abwechslungsreiche Bildfolgen, verdichtet Bewegungen der rotierenden Elemente zu immer neuen Durch- und Einblicken ins Scheitern des tragischen Helden, bis zu symbolhaft ausweglosen Nur-schwarz-Wänden.“

„In den Fängen der Norina“ von Ulrich Enzel
Heilbronner Stimme
27.03.2018
„Der Schlussbeifall war so ausufernd, dass ihn der fallende Vorhang abwürgen musste.“

„[…] [eine] Produktion, bei der eine alte Story durch einen frischen Blick überraschte, getragen von einer erstklassigen musikalischen Darstellung.“

„Wie gewohnt imponierte der wendige Chor, doch am meisten stachen die grandiosen Solisten hervor, die nicht nur fabelhaft sangen, sondern auch großartige Schauspieler waren.“

„Ein Hagestolz mit Vergangenheit“ von Monique Cantré
Reutlinger Generalanzeiger
27.03.2018