Dramaturgietag - Wo geht's lang?

Mit neun Fragen haben wir die neun großen Premieren der Saison 18/19 überschrieben. Formuliert sind sie an ein imaginäres Gegenüber, hinter dem sich ganz unterschiedliche Adressat*innen verbergen: Es sind neun Fragen an die Protagonist*innen der Opern, an unser Publikum, an uns selbst. Sie sind eine trotzige Reaktion auf die Bedingung, die Richard Wagners Held Lohengrin an seine Hilfe für Elsa und tatsächlich auch an seine Liebe knüpft: ihm nie die vielleicht schwerwiegendste aller Fragen zu stellen – die nach der eigenen Identität.

Zu jeder unserer Fragen gibt es selbstverständlich zahllose individuell unterschiedliche Antworten. Manche mögen dabei überraschend ähnlich ausfallen. Zu einigen Fragen mag eine eindeutige Antwort sofort mühelos auf der Hand liegen. Meist lösen Fragen aber eine ganze Kaskade weiterer Fragen aus. Nicht jede wird überhaupt zu einer Antwort führen, ist aber durch ihre Formulierung und ihren Gegenstand aufschlussreich. Fragen sind auch ohne garantiert unumstößliche Antworten eine Möglichkeit, sich selbst zu verorten.

Sehr konsequent hat das der Schweizer Autor Max Frisch in seinen zwölf legendären thematischen Fragebögen durchgespielt – erschienen im Tagebuch (1966 – 1971). Einige seiner Fragen sind ganz konkret an uns alle gerichtet. Sie zielen darauf ab, herauszubekommen, wie wir (zusammen) leben wollen und ermächtigen im besten Fall zum Handeln. Andere Fragen dienen der ganz persönlichen Reflexion angesichts der Rätsel der Existenz. Insofern sollen auch die Fragen unserer Spielzeit vor allem Koordinaten sein, um das Terrain abzustecken für die Suchbewegungen in Geschichte und Gegenwart, die wir anhand der Opern aus vier Jahrhunderten vollziehen wollen.

Wir laden Sie ein, diese Suchbewegung – im Sinne angewandter Dramaturgie – gemeinsam mit uns an einem Sonntagvormittag bei einem Frage-Parcours im Opernhaus ganz konkret in den Raum und in die Tat umzusetzen – an der Seite von Musiker*innen, Sänger*innen und Frage-Expert*innen; interaktiv, in kleinen Lectures, Gesprächsformaten und Installationen.