Lohengrin

von Richard Wagner
Romantische Oper in drei Aufzügen
Libretto vom Komponisten
in deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
„Ein Wunder! Ein Wunder!“, sind sich die Männer und Frauen von Brabant einig, als wider aller Erwartung jemand für die unter Mordverdacht stehende Elsa eintritt und die Anschuldigungen des Klägers Telramund entkräftet. Dabei tut er das Normalste der Welt: einem Menschen aus seiner Not zu helfen. Warum also braucht es dieses von der Aura des Geheimnisses umgebenen Retters, nach dessen Namen und Herkunft selbst seine neue Gattin Elsa nicht fragen darf?
Árpád Schilling entkleidete in seiner Eröffnungsinszenierung der vergangenen Spielzeit Wagners Analyse einer Gesellschaft auf der Suche nach Orientierung ihres Sagengewands.Ganz auf das Spiel der Sänger*innen fokussiert entwarf er ein Lehrstück über Verantwortung, Vertrauen und das komplexe Verhältnis zwischen einer Gemeinschaft und ihren Stellvertretern, das bislang noch jede Gesellschaftsordnung umgetrieben hat. Daniel Behle debütiert in dieser Aufführungsserie in der Rolle eines alles andere als gottgesandten Lohengrins.
Ort
Opernhaus
Dauer
I. Aufzug: ca. 1 h
Pause: ca. 30 min
II. Aufzug: ca. 1 h 25 min
Pause: ca. 30 min
III. Aufzug: ca. 1 h
Uraufführung
1850 in Weimar

Premiere dieser Produktion
29. September 2018
Altersempfehlung
ab Klasse 9
Das Stück in Kürze
Brabants Thronerbe Gottfried ist verschwunden. Friedrich von Telramund klagt Elsa von Brabant an, ihren Bruder ermordet zu haben, und erhebt selbst Anspruch auf die Führung. Nur eines könnte Elsas Unschuld beweisen: Wenn ein Mann Telramund im Zweikampf besiegt. Unter den Männern Brabants ist dazu niemand bereit. Als ein Fremder erscheint, der für Elsa kämpfen und sie heiraten will, kommt das einem Wunder gleich. Er stellt allerdings eine Bedingung: Wer er ist und woher er kommt, darf sie nicht wissen wollen.
Handlung
1. Aufzug
König Heinrich wirbt unter den Männern des Herzogtums Brabant um militärische Unterstützung. Er warnt, die Grenzen des Reiches seien bedroht, weshalb es gelte, sich zum Krieg zu rüsten und Einigkeit zu zeigen. Doch stecken die Brabanter selbst in einer Krise: Seit dem Tod ihres Herzogs sind sie führungslos. Der Sohn und legitime Nachfolger des Herzogs, Gottfried – noch ein Kind und der Vormundschaft seines Onkels Friedrich von Telramund unterstellt –, ist spurlos verschwunden. Telramund klagt Gottfrieds ältere Schwester Elsa des Mordes an ihrem Bruder an und erhebt mit seiner Frau Ortrud, Nachfahrin einer in Brabant einst mächtigen Familie, selbst Anspruch auf die Herrschaft. Heinrich soll in der Sache Recht sprechen. Anstatt sich zu verteidigen, berichtet Elsa von einem Traum: Ein für das Gute streitender Retter wird ihr zu ihrem Recht verhelfen. Heinrich überlässt die Urteilsfindung dem Brauch des Gottesgerichts, bei dem stellvertretend für Elsa ein Mann gegen Telramund im Zweikampf antreten soll. Mit einem Sieg würde er Telramunds Klage entkräften. Obwohl die Brabanter Mitleid mit Elsa verspüren, ist von ihnen keiner dazu bereit. Elsa glaubt fest an die Verheißung ihres Traumes und verspricht ihrem Retter die Ehe sowie die Herrschaft über Brabant als Belohnung. Wie durch ein Wunder erscheint tatsächlich ein Unbekannter. Wundersam ist auch der Schwan, der sein Erscheinen begleitet. Der fremde Mann will Elsas Unschuld beweisen und sie heiraten, stellt ihr aber nachdrücklich eine Bedingung: ihn nie nach seiner Herkunft und seinem Namen zu fragen. Ohne zu zögern willigt Elsa ein. Der Fremde erklärt ihr seine Liebe, besiegt Telramund – und verschont dessen Leben. Die Männer und Frauen Brabants feiern den Sieger als ihren Helden. König Heinrich stimmt in ihren Jubel ein.
2. Aufzug
Telramund will aus Brabant fliehen. Er gibt Ortrud die Schuld an seiner beschämenden Niederlage, hatte sie ihm doch Elsas vermeintlichen Brudermord bezeugt und ihn so zur Anklage ermutigt. Ortrud gelingt es, ihn davon zu überzeugen, dass seine Stellung und Macht noch nicht verloren sind. Sie ist sicher, der Fremde habe ihn nur dank eines Zaubers besiegt, der wirkungslos sei, sobald man ihm das Geheimnis seiner Herkunft und seines Namens entlocke. Sie will Elsa dazu verleiten, ihren Retter nach beidem zu fragen.

Ortrud appelliert an Elsas Mitgefühl mit ihrer unglücklichen Lage als Frau Telramunds. Elsa verspricht, sich für Telramunds Begnadigung einzusetzen. Sie lädt Ortrud ein, sie am nächsten Morgen bei ihrer Trauung zu begleiten. Von Ortruds Warnungen, ihr Retter könne ein Betrüger sein, lässt Elsa sich nicht verunsichern.
Bei Tagesanbruch verkündet der Heerrufer die Beschlüsse des Königs: Telramund wird verbannt, niemand darf ihm ungestraft helfen. Elsas Bräutigam soll sich nach der Hochzeit um die Zukunft und Geschicke Brabants kümmern.

Auf dem Weg zur Trauung begegnet Ortrud Elsa mit unverhohlenem Hass: Der Braut eines Namenlosen mit fragwürdiger Herkunft könne sie keine Ehre erweisen. In aller Öffentlichkeit zweifelt sie die Rechtmäßigkeit des Urteils im Gottesgericht an. Auch Telramund beschuldigt Elsas Bräutigam öffentlich des Betrugs. Er fragt den Fremden nach seiner Identität, doch weist dieser alle Fragen zurück: Einzig Elsa sei er zur Auskunft verpflichtet. Elsa versichert, ihre Liebe sei über alle Zweifel erhaben. Die Hochzeitszeremonie wird fortgesetzt.
3. Aufzug
In der Hochzeitsnacht sind Elsa und ihr Gatte zum ersten Mal miteinander allein. Er will sie in die Arme schließen, Elsa jedoch zeigt sich von Sorgen erfüllt: Da er sich ihr nicht ganz anvertraue, sei sie seiner Liebe unsicher und müsse fürchten, er könne sie so plötzlich verlassen, wie er zu ihrer Rettung erschienen ist. Elsa lässt sich nicht beschwichtigen und stellt die verbotenen Fragen. In diesem Moment bemerken sie Telramund, der sie belauscht hat. Elsas Gatte tötet ihn. Er wirft Elsa vor, die gemeinsame Zukunft zerstört zu haben, verspricht aber, ihre Fragen am Morgen in Anwesenheit des Königs und aller Brabanter zu beantworten.

Die Brabanter versammeln sich um König Heinrich, der endlich in den Krieg aufbrechen will. Elsas Gatte gibt bekannt, die Männer Brabants nicht mehr anführen zu können. Schuld daran sei Elsa, die sein Vertrauen missbraucht und ihr Versprechen gebrochen habe. Dann gibt er Auskunft über sich:
Er gehöre einer Gemeinschaft Auserwählter an, die auf dem Berg Montsalvat dem Heiligen Gral dienten und – vom Gral mit übermenschlichen Kräften ausgestattet – gegen das Böse in der Welt stritten. So habe ihn der Gral auch zu Elsas Rettung gesandt. Sein Vater sei der Gralskönig Parzival, er selbst heiße Lohengrin. Da seine Identität nun bekannt sei, müsse er den Regeln der Gemeinschaft gemäß umgehend nach Montsalvat zurückkehren.

Bevor Lohengrin Elsa verlässt, macht er ihr Hoffnung auf die Wiederkehr ihres Bruders. Ortrud triumphiert über Lohengrins und Elsas Scheitern und erkennt im Schwan den von ihr verwunschenen Gottfried. Elsas Retter verschwindet. Erneut sind die Brabanter ohne Führung.

Programmheft (Auszüge)

„Schwärzer, pessimistischer, aber auch genauer, erhellender im Kommentar zur Lage von Nationen derzeit kann man kaum starten, wenn man wie der neue Intendant Viktor Schoner ein Opernhaus übernimmt.“
Die Zeit
03.10.2018
„[Der Staatsopernchor Stuttgart singt] so klangschön, als gelte es, den ihm gerade erst zuerkannten Titel ‚Opernchor des Jahres‘ nochmals zu rechtfertigen.“
Stuttgarter Nachrichten
01.10.2018
„Großer Jubel am Ende der Lohengrin-Premiere im Stuttgarter Opernhaus.“
Ludwigsburger Kreiszeitung
01.10.2018
„Ein konsequentes, kluges Wagnertheater […].“
Südwest Presse
01.10.2018
„Rundum überzeugte das starke Ensemble mit Simone Schneider als Elsa und Michael König als Lohengrin, Okka von der Damerau als Ortrud und Martin Gantner als Telramund.“
Schwäbische Zeitung
01.10.2018
„Simone Schneider […] ist eine intensive, höhensichere, geschmeidige Elsa und Michael König ein grandioser, weil sowohl unsicher-zurückhaltender als auch giftig-böser lyrischer Lohengrin.“
Rhein-Neckar-Zeitung
01.10.2018
„Simone Schneider, mit einem sphärischen und trotzdem überaus präsenten Sopran ausgestattet, interpretiert die Herzogstochter [Elsa] in ihrem Rollendebüt herzzerreißend süß.“
Süddeutsche Zeitung
01.10.2018
„Martin Gantner als Lohengrins Widersacher Telramund glänzte mit deutlicher Artikulation und raumfüllender klanglicher Dramatik ohne jeden Wackler sowie schmieriger Intrigantenmiene.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung
01.10.2018
„Was wird nun mit den Menschen? Diese Frage steht im Raum am Ende der Inszenierung, mit der Viktor Schoner seine Intendanz an der Stuttgarter Oper beginnt. Eine relevante Frage zweifellos. Und großartig gestellt.“
Die deutsche Bühne
29.09.2018
„Der Chor grandios wie immer – und Cornelius Meister am Pult überragt sogar noch dieses Sängerpotential.“
Deutschlandfunk Kultur Fazit
29.09.2018
„Ein erstklassiges Ensemble, der Staatsopernchor in Höchstform und ein überragender Cornelius Meister: Bei der Premiere von Lohengrin an der Stuttgarter Oper gibt es schon zwischendurch Ovationen.“
Stuttgarter Zeitung
29.09.2018