Pique Dame

von Pjotr Iljitsch Tschaikowski
Oper in drei Akten
Libretto von Modest Iljitsch Tschaikowski
in russischer Sprache mit deutschen Übertiteln
„Drei Dinge treiben den Menschen zum Wahnsinn“, schrieb der Ökonom John Maynard Keynes: „Die Liebe, die Eifersucht und das Studium der Börsenkurse.“ Wenn diese Dinge für sich genommen schon wahnsinnig machen, sind sie in Kombination todsicher. Ähnlich wie das Geheimnis der alten Gräfin um drei unfehlbare Karten, das sie einst als „moskowitische Venus“ aus Paris mitgebracht haben soll. Für German wird die Gräfin und ihr Geheimnis vom Mittel zum Zweck zur alles bestimmenden Obsession. Oksana Lyniv, Grazer Generalmusik­direktorin, übernimmt die Musikalische Leitung dieses „post-romantischen Psychothrillers“ (
Esslinger Zeitung), Lise Davidsen debütiert als Lisa, bevor sie die gleiche Partie erstmals an der New Yorker Met singen wird. Helene Schneiderman wird als Gräfin weiterhin alle in ihren Bann ziehen.
Ort
Opernhaus
Dauer
I./II. Akt: ca. 1 h 35 min
Pause: ca. 30  min
III. Akt: ca. 1 h 10 min
Uraufführung
1890 in Sankt Petersburg

Premiere dieser Produktion
2017
Altersempfehlung
ab Klasse 9
Das Stück in Kürze
Der mittellose deutsche Ingenieur German hat sich in St. Petersburg unsterblich in Lisa, die Nichte der alten Gräfin, verliebt, aber er kann sich nicht vorstellen, dass sie sich auch für ihn interessieren könnte. Um an Geld zu kommen, sucht er nach einer sicheren Kombination für das Glücksspiel. Als er hört, dass die alte Gräfin eine Reihenfolge von drei Karten kennt, die immer gewinnen, setzt er alles aufs Spiel, um an ihr Geheimnis zu kommen.
Handlung
1. TEIL

Ein Frühlingstag in einem Petersburger Elendsviertel.

Der Außenseiter German gesteht Tomski seine Liebe zu Lisa, die er nur aus der Ferne umschwärmt. Tomski, ein zu Geld gekommener Aufsteiger, versucht, German Mut zu machen. Von seinen Kameraden Tschekalinski, Surin, Tschaplitzki und Namurov wird German verspottet.

Fürst Jeletzki erscheint und stellt Lisa als seine Verlobte vor. Lisa hat sich gegen eine Beziehung zu dem sie faszinierenden German entschieden. Denn nur die Vernunftehe mit Fürst Jeletzki bietet ihr eine Möglichkeit, dem Elend zu entkommen. German ist fassungslos. Da erscheint Lisas Großmutter, die alte Gräfin. Sie ist von Germans Erscheinung abgestoßen und fasziniert zugleich ‒ wie er von der ihren.

Tomski erzählt die Geschichte, die hinter dem Spitznamen der alten Gräfin „Pique Dame“ stecken soll: Als junge Frau habe sie in Paris als „moskowitische Venus“ Furore gemacht. Nachdem sie beim Glücksspiel ihr gesamtes Vermögen verspielt hatte, wurde sie vom Grafen von Saint Germain erpresst, der ihr das Geheimnis dreier unfehlbarer Karten zum Preis einer Liebesnacht verkaufte. Die Gräfin gewann alles zurück. Das Geheimnis vertraute sie später ihrem Ehemann und einem Liebhaber an. Doch ein Geist prophezeite ihr, dass ein dritter Liebender, beim Versuch, die drei Karten in Erfahrung zu bringen, ihren Tod verursachen würde.

German, der das Glücksspiel zwar ganze Nächte hindurch fasziniert verfolgt, selbst aber nie teilnimmt, wird von seinen Kameraden gehänselt: Als Liebhaber der alten Gräfin könne er riskieren, sich gefahrlos am Spiel zu beteiligen.

Lisa nimmt vor der Hochzeit Abschied von den Freundinnen Polina, Mascha und anderen Frauen ihres Wohnblocks. Erst als sie allein ist, wird sie von ihren verdrängten Gefühlen für German eingeholt. Plötzlich steht German vor ihr und droht ihr mit Selbstmord aus unerfüllter Liebe. German muss sich verstecken, als abermals die alte Gräfin erscheint, die ihrer Enkelin Lisa hinterherspioniert. Nachdem sie allein zurückgeblieben sind, bekennt Lisa German ihre Gegenliebe.

Lisas Wohnviertel feiert ihren Ausstand mit Einstudierung und Aufführung des Theaterstücks „Die Aufrichtigkeit der Schäferin“. Das Stück ist ein an Lisa gerichteter bitterer Kommentar: Denn anders als die gezeigte Schäferin hat sich Lisa nicht für die Liebe zu einem Habenichts, sondern für das Geld und den sozialen Aufstieg entschieden. Germans Kameraden erschrecken, verunsichern und veralbern ihn mit fortgesetzten Anspielungen auf die alte Gräfin. Lisa gelingt es, sich Fürst Jeletzki zu entziehen und German einen Schlüssel zuzustecken, mit dessen Hilfe er durch das Schlafzimmer der Gräfin in ihr Zimmer gelangen kann. Er kündigt noch für dieselbe Nacht seinen Besuch an.

Pause
2. TEIL

Germans Phantasie gerät mehr und mehr in den Bann der „moskowitischen Venus“. Er überrascht und bedrängt die alte Gräfin, in deren Wahrnehmung sich Erinnerungen an ihre Glanzzeit am französischen Hof mit der Gegenwart Germans vermischen. Sie stirbt in Germans Armen, ohne ihr Geheimnis preisgegeben zu haben. Die hinzueilende Lisa erkennt, dass Germans Interesse nicht ihr sondern dem Geheimnis der drei Karten galt.

German, dessen Hoffnungen sich mit dem Tod der Gräfin zerschlagen haben, wird von düsteren Fieberphantasien heimgesucht. Auf ihrem Höhepunkt erscheint der Geist der alten Gräfin, trägt ihm auf, Lisa zu heiraten, und lehrt ihn die drei unfehlbaren Karten Drei, Sieben und As.

Lisa hat German ein Ultimatum gestellt: Wenn er nicht bis Mitternacht zu ihr kommt, wird sie ihn als Mörder ihrer Großmutter betrachten. German erscheint kurz nach Mitternacht, um sie mit in den Spielsalon nehmen. Sie erkennt seinen Wahnsinn und nimmt sich das Leben.

German überrascht die Spieler mit dem Wunsch mitspielen zu wollen. Er setzt eine exorbitante Summe und gewinnt mit der Drei, um in der nächsten Runde seinen Gewinn mit der Sieben noch einmal zu verdoppeln. Niemand will mehr gegen ihn antreten. Da meldet sich Fürst Jeletzki, der gekommen ist, um sich für den Verlust Lisas an German zu rächen. German verliert, da er statt auf das As auf die Pique-Dame setzt.
„Einhellig feierte das Premierenpublikum die letzte Neuproduktion der Staatsoper Stuttgart in dieser Saison.“

„Die Liebe erstickt in Tristesse und Gewalt“ von Werner Müller-Grimmel
Schwäbische Zeitung
13.06.2017
„Großes Romantikkino – garantiert kitschfrei – was will man mehr?“

„Postromantischer Psychothriller“ von Thomas Krazeisen
Esslinger Zeitung
13.06.2017
„Ein großer Abend!“

„Fulminante Spannung und innere Geschlossenheit“ von Der Klassikkritiker
Klassikkritik
13.06.2017
„Eigenwillig, vielschichtig, surreal inszeniert. Und dennoch in vielem anrührend.“

„Labyrinth des Verfalls“ von Otto Paul Burkhardt
Südwest Presse
13.06.2017
Pique Dame lebt von einer ausgezeichneten Personenführung – und vom großartigen Chor und dem hervorragenden Orchester, die alle Facetten der Musik Tschaikowskys so brillant ausarbeiten, dass man jede Instrumenten-Gruppen einzeln beglückwünschen möchte.“

Kritik von Monika Kursawe
SWR2 Journal am Mittag
12.06.2017
„Das ist alles schlüssig und klug gemacht.“

„Großartig Helene Schneiderman als Gräfin [...]. Insgesamt ein starker Saisonabschluss.“

„Traum vom besseren Leben“ von Frank Armbruster
Südkurier
13.06.2017
„[Eine] in jedem Moment spannende Gratwanderung zwischen Realismus und Surrealismus, zwischen Rohheit und Leichtigkeit, Verzweiflung und Komik, genauester Psychologie und jener Rätselhaftigkeit, die an jedem guten Theaterabend bleibt.“

„Gier nach Geld und Liebe“ von Michael Stallknecht
Süddeutsche Zeitung
16.06.2017
„Typisch Wieler/ Morabito, wie brennend genau und klug beobachtet das auf die Bühne gebracht wird.“

„Über allem steht ohnehin Helene Schneiderman, die singdarstellende Operninstitution am Neckar.“

„Die ‚East Side Story von Markus Thiel
Münchner Merkur
16.06.2017
Pique Dame in Stuttgart: das Team Jossi Wieler, Sergio Morabito und Anna Viebrock demonstriert all die Qualitäten, für die es zu Recht gerühmt wird. Mit dieser Produktion könnte sich jede führende Bühne der Welt, jedes Opernfestival schmücken. Sie blieb dem Opernhaus des Jahres vorbehalten und bestätigt einmal mehr das Erfolgsrezept einer Ensemblearbeit, die in einem Jahr zu Ende gehen wird (...).“

„Ein Bühnenereignis“ von Thomas Rothschild
Faustkultur
20.06.2017
Stine Marie Fischer [hat] als Polina mit hoher Bühnenpräsenz und viel Stimmsamt Aufsehen erregt (...).“

„Straßenbahnbeichtstuhl ins Nirwana“ von Susanne Benda
Stuttgarter Nachrichten
13.06.2017
[Stine Marie] Fischer bringt mit ihrem fantastischen Alt und ihrer erfrischenden Art erheblichen Schwung in den Abend. Helene Schneiderman (Mezzosopran) nimmt mit kurzen, aber effektvollen Auftritten als Gräfin für sich ein.“

„Zerstörerischer Egomane“ von Christoph B. Ströhle
Reutlinger Generalanzeiger
13.06.2017
„[Erin Caves] trifft jeden Ton mit imponierender Sicherheit und führt das Ensemble an, in dem besonders Stine Marie Fischer als Polina und Yuko Kakuta als Mascha auffallen.“

„Auf der Suche nach der verlorenen Gegenwart“ von Joachim Lange
neue musikzeitung
12.06.2017