Salome

von Richard Strauss 
Musikdrama in einem Aufzug
Libretto vom Komponisten nach Oscar Wildes gleichnamiger Dichtung
in deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Die Geschichte einer kaputten Familie in einer kaputten Welt stellt Kirill Serebrennikov ins Zentrum seiner Inszenierung von Strauss’ frühem Meisterwerk. Dass der Regisseur zu Beginn der Spielzeit 2018/19 noch immer unter Hausarrest steht, ist ein weiterer Mosaikstein im Bild einer Welt aus den Fugen. Genauso wie die Auswüchse einer hedonistischen, autoritären Gesellschaft, die sich auf die folgende Generation als Monstrositäten durchschlagen. Und die Liebe als potentieller Ausweg aus der Gewalt? Pervertiert sich selbst durch radikales Besitzdenken (#Silberschüssel). Mit Simone Schneider und Matthias Klink sowie Roland Kluttig steht an zentralen Stellen erneut die Premierenbesetzung auf und vor der Bühne.
Ort
Opernhaus
Dauer
ca. 1 h 45 min, ohne Pause
Uraufführung 1905 in Dresden

Premiere dieser Produktion
2015
Altersempfehlung
ab Klasse 9
Serebrennikov-Specials: DON’T LOSE YOUR HEAD!
"Diese Aufführung lässt einen so schnell nicht los, sie ist – mindestens – die Aufführung des Jahres", schrieb der Münchner Merkur über die Premiere von Richard Strauss‘ Salome in der Inszenierung von Kirill Serebrennikov. Nun ist die gefeierte Produktion ab 6. Juli zurück auf dem Spielplan – Nach der Filmretrospektive (2015) und nach dem Festival anlässlich der Festnahme des russischen Regisseurs (2017), im Rahmen dessen vor allem mehrere Schauspiel- und Opernproduktionen gezeigt wurde, bietet die Staatsoper Stuttgart anlässlich der Freilassung des Regisseurs aus dem Hausarrest ein umfangreichen Rahmenprogramm rund um diese Wiederaufnahme!
Sa, 6.7.
Gespräch mit
Prof. Dr. Katja Diefenbach

18:45 Uhr, Foyer I. Rang
Sa, 6.7.
Katja Diefenbach im Gespräch mit Dramaturg Franz-Erdmann Meyer-Herder über Kirill Serebrennikov und seinen Hausarrest, seine Salome-Inszenierung und Fragen von Beobachtung und Überwachen, Skandale und Freiheit in der Kunst.
Sa, 6.7.
Don't lose your head!
im Anschluss an die Vorstellung gibt's Musik und Drinks im Foyer III. Rang
Mo, 15.7.
Nachgespräch
im Anschluss an die Vorstellung findet ein Nachgespräch statt, bei dem sie Solist*innen live und den Regisseur Kirill Serebrennikov virtuell treffen können; Foyer II. Rang
Mi, 10.7.
Filmvorführung: LETO
im Anschluss an die Vorstellung
Mi, 10.7.
Filmvorführung: LETO
im Anschluss an die Vorstellung
vor dem Opernhaus

Nach der wahren Geschichte um die legendäre russische Rockband Kino fängt LETO das Lebensgefühl einer sich nach Freiheit sehnenden Generation kurz vor der Perestroika ein. Mit verspielter Bilderwelt und pulsierendem Soundtrack von Talking Heads, Iggy Pop bis zu Blondie gelingt Kirill Serebrennikow ein mitreißendes und leichtfüßiges Zeitbild einer Jugend zwischen Rebellion und dem Leben unter Zensur. Eine kluge Hymne auf die ungestüme Kraft von Musik, Liebe und Freundschaft.

Ein Film von Kirill Serebrennikov
2018, Russland, Frankreich, 128 Minuten, OmU
Handlung
Hauptmann Narraboth und einige seiner Soldaten beobachten Herodes, den Herrscher, dessen Frau Herodias und deren Tochter Salome, die zu einem Fest versammelt sind. Narraboth schwärmt für Salome; eine Kollegin versucht vergeblich, ihn von ihr abzulenken. Von außen dringt immer wieder die Stimme des Gefangenen Jochanaan in die Unterhaltung, der die Ankunft eines Messias verheißt.
 
Zur Freude Narraboths kommt Salome. Sie hat es an der Festtafel nicht mehr ausgehalten; die schamlosen Blicke ihres Stiefvaters Herodes verstimmen sie ebenso wie die Gespräche der Gäste. Als erneut die Stimme Jochanaans zu hören ist, wird Salome neugierig. Sie lehnt es ab, zum Fest zurückzukehren, und verlangt stattdessen, mit dem Gefangenen zu sprechen. Als die Soldaten erklären, dass Herodes jeden Kontakt zu ihm verboten habe, überredet Salome Narraboth, dessen Begeisterung für sie ihr nicht verborgen geblieben ist, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.
 
Der Gefangene wird vorgeführt. Er verurteilt die nach jüdischem Gesetz unrechtmäßige Ehe von Herodes und Herodias und bezichtigt insbesondere Herodias eines anrüchigen Lebenswandels. Salome zeigt sich immer mehr fasziniert – zunächst von Jochanaans Stimme, dann nur noch von seinem Körper. Unbeeindruckt von der Abwehr und der Abscheu des Gefangenen nähert sie sich seinem Körper und bedrängt ihn. Er verweist sie auf die Möglichkeit religiöser Läuterung. Als Salome darauf besteht, ihn zu küssen, verflucht er sie.
Zwischen Herodes und Herodias herrscht Streit – nicht nur bezüglich des Umgangs mit Jochanaan. Während Herodes in ihm einen Propheten sieht und zudem von bösen Vorahnungen und Krankheitssymptomen geplagt wird, fühlt sich Herodias von dem Gefangenen belästigt und würde ihn gerne an die Juden ausliefern. Herodes macht Salome zweideutige Angebote und stellt ihr den Thron ihrer Mutter in Aussicht. In die vergiftete Atmosphäre mischt sich erneut die Stimme Jochanaans.
 
Während die jüdischen Festgäste sich über religiöse Fragen streiten, verkündet Jochanaan die Ankunft des Messias. Zwei Nazarener bekennen, dass auch sie den wunderwirkenden Wanderprediger aus Galiläa, von dem Jochanaan spricht, für den Messias halten. Als das Fest zu eskalieren droht, fordert Herodes seine Stieftochter auf, für ihn zu tanzen. Als Bedingung nimmt sie ihm das Versprechen ab, ihr anschließend jeden Wunsch zu erfüllen. Nach dem Tanz fordert Salome Jochanaans Kopf in einer Silberschüssel. Alle Gegenangebote des entsetzten Herodes weist sie ebenso zurück wie die Unterstützung durch ihre Mutter: »Zu meiner eignen Lust will ich den Kopf des
Jochanaan.« Herodes gibt den Befehl, Jochanaan zu enthaupten. Salome erhält den Kopf und nimmt sich, was ihr der Gefangene verweigert hatte: Sie küsst den Mund des Jochanaan. 
 
Herodes befiehlt, auch Salome zu töten.
„[Eine] starke Produktion in Stuttgart, die lange nachwirkt – und zu denken gibt.“

„Totentänze der Macht“ von Marco Frei
Neue Zürcher Zeitung
01.02.2016
„[Serebrennikovs] ‚Salome‘ ist kalt, schmucklos, zugleich von einer handwerklichen Genauigkeit und Dichte nahe der Perfektion.“

„Diese Inszenierung lässt einen so schnell nicht los, sie ist – mindestens – die Aufführung des Jahres.“

„Verstörend gut: ‚Salome‘ in Stuttgart von Markus Thiel
Münchner Merkur
14.12.2015
„[…] so eindrucksvoll, wie man das kaum je gesehen hat.“

„Alles muss raus“ von Helmut Mauró
Süddeutsche Zeitung
03.12.2015
„[...] ein Triumph der Ensemblekultur.“

„Körper oder Stimme, Opfer oder Täter“ von Gerhard R. Koch
Frankfurter Allgemeine Zeitung
25.11.2015
„[…] eine «Salome», die den gegenwärtigen Weltzustand auf verstörend gelungene Weise widerspiegelt.“

„Neben Simone Schneiders grandioser Salome brillieren aber auch Claudia Mahnke als auftrumpfend selbstbewusste Herodias und Matthias Klink als Herodes mit glänzenden Charakterstudien.“

„Unheimlich, rauschfrei, brandaktuell“ von Uwe Schweikert
Opernwelt
01.2016
„[…] eine verstörend gelungene ‚Salome‘, die man sich mehr als einmal anschauen muss.“

„Dass es nicht nur szenisch, sondern auch musikalisch ein überwältigender Abend wird, ist Roland Kluttig am Dirigentenpult zu verdanken.“

„Tödlicher Flirt mit der Liebe“ von Uwe Schweikert
Stuttgarter Zeitung
23.11.2015
„Ein betörend-verstörender Beitrag zur Gegenwärtigkeit von Kunst – man sollte ihn sich nicht entgehen lassen.“

„Tanz der Verschleierungen“ von Alexander Dick
Badische Zeitung
24.11.2015
„Begeisterter Applaus für eine denkwürdige Stuttgarter Opernpremiere.“

„Der hellsichtig-brisanten Regie und den herausragenden Sängerleistungen […] steht ein grandios disponiertes Staatsorchester in Roland Kluttigs Leitung zur Seite. Die Strauss’sche Polyphonie beleuchtet der Dirigent in aller farbenreichen Transparenz, ohne die Wucht der Steigerungsdramaturgie zu kappen. So gelingt es Kluttig nicht nur ein sensationeller, obendrein sängerfreundlicher Balanceakt, vielmehr fügt er die Klanggestalten, die Spannung des Leisen, die Expressivität der Motivik und Harmonik, die Brutalität der Ausbrüche, zu weitem Atem und großer Form.“

„Beim Haupte des Propheten“ von Martin Mezger
Eßlinger Zeitung
24.11.2015
„So aufwühlend und beklemmend war wohl noch selten ein Abend in der Stuttgarter Staatsoper wie die ‚Salome‘ des derzeit vielgefragten, mittlerweile zum ‚Kultregisseur‘ avancierten Russen Kirill Serebrennikov.“

Kirill Serebrennikov (Regie und Kostüme) ist zusammen mit Pierre Jorge Gonzales (Bühne), Ilya Shagalov (Video) und Reinhard Traub (Licht) ein echter Opernthriller gelungen, ein spannendes Psychogramm, das dank Serebrennikovs einfühlsamer und überaus geschickter Personenführung wirklich unter die Haut geht.“

„Psychokrimi“ von Hanns-Horst Bauer
operalounge.de
23.11.2015
„Nein, eine solche ‚Salome‘ hat man noch nicht erlebt. Wie die Stuttgarter Oper in ihrer Neuinszenierung das biblische Strauss'sche Grusical musikalisch und darstellerisch mit Drastik und Schlagkraft auflädt, das lässt einem mehr als einmal den Mund offen stehen. Möglich macht das neben einer phänomenalen Orchesterleistung und -leitung ein phantastisches Gesangsensemble mit einer Salome von Simone Schneider, die geradezu sensationell ist. Was für eine Stimme!“

Matthias Klink liefert als neurotisch-psychotischer Herrscher mit ausgewachsener Paranoia und punktgenauer stimmlicher Durchschlagskraft ein faszinierendes Rollenporträt. Auch diese Partie hat man kaum je so dringlich existentiell erlebt wie in dieser Stuttgarter Produktion.“

Roland Kluttigs zugespitzte musikalische Dramatik, die der Partitur eine unerhörte Plastizität und Brutalität abgewinnt, dabei aber sehr klar und mit geschärften Konturen erklingt, sind auch die Sänger verpflichtet. Das ist alles aus einem Guss und umso wirkungsvoller und überzeugender.“

„Einstürzende Palastbauten“ von Robert Jungwirth
KlassikInfo.de
23.11.2015
„Es ist die Qualität der Inszenierung, dass sie sich eng verknüpft mit der Musik und ihrer emotionalen Dichte, in der fast jeder Ton Unheil verkündet. Das Staatsorchester in der Leitung Roland Kluttigs liefert mit seinem von Anfang an in Bann ziehenden Hörsog den Soundtrack zu einem Psychodrama. Es ist fantastisch, was da farbig und bei aller Klangmacht immer transparent aus dem Orchestergraben dringt: sich fiebrig in hitzig aufgeladenen Kanonaden entlädt, irr, zeternd, hysterisch, gefährlich sirrend und flüsternd, nervös pulsierend. Hervorragend setzt sich das Ensemble an diesem Abend in Szene – bis in die vielen Nebenrollen. Sopran Simone Schneider als Salome ist eine Idealbesetzung, singt mit perfekt zielender Wahnsinnshöhe und schön dunklem tiefem Register, mit einem riesigen Spektrum an emotionalen Farben, mit denen sie auch die unruhige Harmonik fein ausleuchtet. […] Und Tenor Matthias Klink als Herodes ist geradezu überwältigend: mit klar konturierendem, schön metallig gefärbtem Organ verleiht er Herodes nicht nur stimmlich ein scharfes Profil, das auch ein merkwürdig kindlich-erotisches Verlangen umfasst.“

„Terror in der Oper“ von Verena Großkreutz
Stuttgarter Nachrichten
24.11.2015
„[…] Kirill Serebrennikov gelang eine packende, aktuelle Inszenierung, die Salomes schockierende Gewalttat nicht nur psychologisch aus dem familiären Umfeld heraus erklärt, sondern ebenso politisch anklagend kommentiert.“

„Diese ‚Salome‘ packt einen auch musikalisch. Heavy Metal in der Oper. Roland Kluttig dirigiert streng, in den Emotionen wühlend, laut. Nichts Verklärendes, ein unsentimentaler Strauss des fast tadellosen Staatsorchesters. Aber Kluttig lässt die Melodien und die hypernervösen Farben wirken. Und die Violinen erwischen den Zuhörer mit schmerzlichster Süße.“

„Gewaltsam, gewaltig: ‚Salome‘ von Richard Strauss“
von Jürgen Kanold
Südwest Presse
24.11.2015
„Musikalisch ist das ein großer Abend.“

„Enthauptungen im Nahen Osten“ von Judith von Sternburg
Frankfurter Rundschau online
23.11.2015
„[Eine] Inszenierung, die Richard Strauss gerecht wird und zugleich hochaktuell ist.“

„'Salome' in Stuttgart“ von Rainer Zerbst
BR-KLASSIK
24.11.2015
Roland Kluttig […] bringt Strauss’ dissonant geschärfte Klänge in allen Facetten brillant zur Geltung.“

„Dekadenz trifft auf Fundamentalismus“ von Werner Müller-Grimmel
Schwäbische Zeitung
24.11.2015
„Der intensive Applaus steigerte sich bisweilen – vor allem für das feinstimmige Ensemble und das klangfeste Orchester – bis in Beine und Füße der Zuschauer, die den Boden im sanierungsbedürftigen Staatstheater beben ließen.“

„Brutale ‚Salome‘ in Stuttgart“ von Ulf Mauder
dpa/Die Welt Newsticker
24.11.2015