7. Kammerkonzert – Meet Márton

Dietrich Buxtehude
Triosonate F-Dur op. 2 Nr. 7für Violine, Viola da Gamba und Basso continuo
John Bull / Márton Illés
In Nomine VI und XII Instrumentierung für Klarinette, Violoncello und Klavier
György Ligeti
Streichquartett Nr. 1
Johann Heinrich Schmelzer
Violinsonate Nr. 3 g-Moll für Violine, Viola da Gamba und Cembalo
Márton Illés
Drei Aquarelle für Akkordeon, Klavier und Streichtrio
Jan Dismas Zelenka
Sonate Nr. 5 F-Dur für zwei Oboen, Fagott und Basso continuo


So wie die Linie in der bildenden Kunst nicht eine Figur darstellen muss, taugt sie auch in der Musik nicht nur zur Melodie. Márton Illés, composer in focus der Staatsoper Stuttgart 2018/19, geht virtuos mit Linien um. Linien, als tragende Elemente luftiger Flächen oder plastischer Strukturen, ebenso wie Linien, die sich als Nerven durch den Körper bahnen und elektrische Impulse transportieren. Mal sind sie dicht gebündelt, drahtig und prägnant, mal zart fließend, farbig und weich konturiert – wie in seinen Drei Aquarellen. Gemeinsam mit der Akkordeonistin Anne-Maria Hölscher und dem Komponisten am Klavier folgen die Musiker des Staatsorchesters individuellen Linienverläufen und wachsen zu einem dramatischen Geflecht zusammen.
Von Melodie kann auch bei Ligetis 1. Streichquartett nicht die Rede sein: das Motiv dieses Einsätzers ist eine chromatisch aufwärts kriechende Linie, die sich langsam und stetig wandelt – bis zur gänzlichen Ver-wandlung. In seiner Erkundung der Linie fand Illés aber nicht nur bei der musikalischen Avantgarde Inspiration. Fasziniert von der Farbigkeit der Cembalo-Linien in den In Nomine-Kompositionen des Renaissance-Meisters John Bull übertrug er diese auf drei Instrumente denkbar unterschiedlicher Klangfarben. Die Entwicklung der Linie als Kontrapunkt lässt sich bei Komponisten wie Schmelzer, Buxtehude und Zelenka weiter durch die aufregenden Zeiten des Früh-, Hoch- und Spätbarocks verfolgen, bevor sie sich auf längere Zeit in die klassische Form der Sonatenhauptsatzform einfügen wird.